»Sie war die Königin der Welt« - vier Londoner erzählen, was der Tod der Queen für sie bedeutet (2024)

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»Sie war die Königin der Welt« - vier Londoner erzählen, was der Tod der Queen für sie bedeutet (1)

Das zweite elisabethanische Zeitalter ist vorbei. Großbritannien hat zum ersten Mal seit 70 Jahren wieder einen König, und in London können es die Menschen noch immer nicht ganz fassen.

Unablässig strömen Trauernde und Neugierige zum Buckingham Palace. Die Polizei hat das Gebiet um den Platz großräumig abgesperrt, Erste-Hilfe-Zelte wurden aufgebaut, riesige Flaggen aufgestellt, doch wehen dürfen sie nicht. Die Besucher fotografieren den Palast, als gäbe es hier irgendetwas zu sehen, als habe sich etwas verändert nach dem Tod der Queen. Dabei ist es dasselbe Gebäude, das dort gestern stand, das dort so schon seit Ewigkeiten steht, nur dass sich jetzt Blumen vor dem Tor stapeln und Menschen das Victoria Denkmal bevölkern.

Wer Westminster verlässt, merkt kaum einen Unterschied zu den Tagen vor dem Ableben der Königin. Die Straßen sind verstopft, am Ausgang der U-Bahnstation Oxford Circus singt eine Gruppe Hare-Krishna-Jünger. Trotzdem, sagen die Menschen, es sei leiser geworden, zumindest ein wenig. Als wäre ihre Stadt ein wenig zusammengerückt, als dämpfe die Trauer den Lärm der Metropole.

Hier erzählen vier Londoner, was der Tod der Queen für sie persönlich bedeutet – und für Großbritannien.

Matthew Auggett: »Manchmal braucht es eine Tragödie, um die Menschen zu vereinen«

»Als ich gehört habe, dass sie gestorben ist, hat mich das sehr traurig gemacht. Ich dachte: Das ist wirklich das Letzte, was das Land jetzt gebrauchen kann. Gerade ist ja sowieso alles etwas chaotisch. Andererseits – man weiß ja nie. Manchmal braucht es eine Tragödie, um die Menschen zu vereinen. Selbst mit solchen, die keine Royalisten sind.

Als ich heute Morgen aufgestanden bin, da hatte ich erst vergessen, was passiert ist. Als ich mich dann für die Arbeit fertig gemacht habe, ist es mir wieder eingefallen. Wir haben ein Schild ins Fenster gestellt, das die Queen zeigt. Mein Chef hat es letzte Nacht schon vorbereitet. Natürlich beschäftigt ihr Tod gerade alle. Und das wird auch in den nächsten Tagen noch so sein.

Aber die Idee der Monarchie ist ja, dass nicht das Individuum zählt, sondern was es repräsentiert. Und auch wenn Charles nun vielleicht das Gefühl haben sollte, dass er ihre großen Schuhe nicht füllen kann – er wird sein Bestes geben. Und sie, sie wird geehrt und nicht vergessen werden.

Die Zeiten haben sich geändert. Aber die königliche Familie wird da sein, bis die Menschen sagen, dass sie das nicht mehr wollen. Ich hoffe, dass sie bleibt. Mir gefällt an der Monarchie, dass sie die Menschen vereint. Ich mag auch Tradition, ich glaube, dass sie wichtig ist. Ich bin Christ. Und die Queen ist das Oberhaupt der Kirche, wenn das abgeschafft wird, dann sind wir ein vollkommen säkularer Staat.

Ich glaube, dass der Tod der Queen den Einfluss Großbritanniens in der Welt verändert, aber ich glaube auch, dass das ohnehin passieren würde. Die Welt ändert sich, und das ist gut so. Es ist der Lauf der Dinge, und ich finde es wichtig, dass man flexibel bleibt. Ich mag es nur nicht, Dinge niederzureißen.«

Sioux Vosper: »Sie hat sich an Regeln gehalten, obwohl sie die Königin war«

»Ich bin keine Royalistin, aber als ich gesehen habe, wie die Queen allein auf der Beerdigung ihres Ehemannes sitzt, da habe ich verstanden: Sie ist einfach nur eine trauernde Frau. Sie hat sich an die Regeln gehalten, wie wir uns an die Regeln halten mussten, obwohl sie die Königin war. Das hat mir viel bedeutet.

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Die Monarchie in Großbritannien ist etwas anderes als in anderen Ländern. Die Queen ist nicht einfach nur die Königin Großbritanniens. Sie ist die Königin der Welt. Kanada, Australien, Neuseeland. Es ist mehr als ein Land, für das sie eine große Bedeutung hat.

London fühlt sich anders an, seit die Queen gestorben ist. Die Stadt ist leiser geworden, alles wirkt etwas gedämmt. Es ist wie damals bei Diana.«

Coral Gregory: »Neue Banknoten, neues Münzgeld, neue Briefmarken, neue Briefkästen«

»Ich habe im vergangenen Jahr meine Mutter verloren, während der Pandemie. Es ist ähnlich zu dem, was die Queen erlebt hat beim Tod von Prinz Philipp. Deshalb habe ich mich seit der Pandemie noch stärker mit ihr verbunden gefühlt als vorher schon.

Jetzt ist sie weg, und das wird die Welt faktisch verändern. Neue Banknoten, neues Münzgeld, neue Briefmarken, neue Briefkästen. Es ist hart, es ist das Ende einer Ära. Als ich gestern die Nachrichten gehört habe, habe ich geweint, einfach, weil sich alles so schnell verändert.

Ich habe schöne Erinnerungen an die Queen. Ich weiß noch, wie meine Eltern mich während des Silberjubiläums zu Windsor Castle mitgenommen haben, da habe ich sie in ihrem Auto gesehen, in einem grünen Outfit. Ich saß auf den Schultern meines Vaters. Sie hat uns nie enttäuscht, sie wusste, wie man sich benimmt.

Ich finde es schön, wie die Welt sich trotzdem Zeit nimmt, sich an sie zu erinnern, auch in dieser schwierigen Zeit mit dem Krieg in der Ukraine. Charles wird in große Fußstapfen treten. Er wirkt natürlich etwas moderner, aber er wurde darauf vorbereitet, was passieren wird. Er weiß, was jetzt zu tun ist.

Ich glaube, es wird lange dauern, bis wir uns daran gewöhnt haben, dass sie nicht mehr da ist. Wenn man jetzt hört: ›King Charles III. wird eine Rede halten‹ klingt das ziemlich seltsam für mich.«

Lauren Stuart: »Ich hoffe, dass man sie ›Elisabeth, die Große‹ nennt«

»Ich konnte gar nicht glauben, dass das wahr ist. Ich dachte, vielleicht sind es Fake News. Ich bin aus der Universität nach Hause gerast und habe die BBC angeschaltet. Ich habe an dem Tag bestimmt fünf Stunden lang Nachrichten geschaut. Daran, wie die Journalisten dort geredet haben, habe ich schon gemerkt, dass etwas anders ist. Als sie dann sagten, dass sie wirklich tot ist, konnte ich es gar nicht fassen.

Ich habe einfach nicht verstanden, dass es tatsächlich passiert ist. Sie hat uns allen so viel bedeutet. Das ist nicht nur meine Generation, es sind auch unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Es hat uns alle umgehauen. Sie hat so viele Veränderungen miterlebt und ist dabei immer konstant fantastisch geblieben.

In meiner Familie sind wir quasi besessen von der Königin und der königlichen Familie. Wir haben immer die ›Queen's Speech‹ zusammen geschaut. Meine Großmutter weint seit gestern die ganze Zeit. Auch, weil es sie an ihre Eltern erinnert. An die Zeit nach dem Krieg, an all die Schwierigkeiten, die sie damals durchlebt haben. Die Queen war damals schon da, und hat sie durch diese schwierige Zeit begleitet.

Als Feministin war sie ein großer Einfluss und ein großes Vorbild für mich. Eine Frau zu sehen, in einer so hohen Position, die weltweit so akzeptiert wird. Das wird mir fehlen. Zumindest haben wir noch Liz Truss.

Ich bin mir nicht sicher, was ihr Tod für Großbritannien bedeuten wird. Ich hoffe einfach, dass die Monarchie bestehen bleibt und nicht verschwindet. In Charles setze ich große Hoffnungen, weil er sich stark gegen den Klimawandel einsetzt. Ich wünschte mir, er würde die Stimme werden, die unsere Generation braucht. Natürlich kann er seine Mutter nicht ersetzen. Ich glaube, er wird es einfach anders angehen. Genau wie seine Söhne es auch anders angehen werden. Ich hoffe, dass man sie jetzt ›Elisabeth die Große‹ nennen wird, für immer. Denn das ist sie.«

»Sie war die Königin der Welt« - vier Londoner erzählen, was der Tod der Queen für sie bedeutet (2024)

FAQs

Was waren die letzten Worte von Queen Elizabeth 1? ›

Charles hielt in der Stunde des Todes die Hand seiner Mutter. Da hob die Queen mit letzter Kraft noch einmal ihr Haupt und wandte sich ihm zu: "Schließt Frieden mit Harry", hauchte sie. "Er gehört zur Familie."

War Queen Elizabeth eine Deutsche? ›

Queen Elizabeths Mutter war Britin, und so war die englische Königin nur noch zu einem Teil deutschstämmig - obwohl sie ihr Leben lang äußerst deutsche Tugenden zeigte: Disziplin und Pflichtbewusstsein. Ihr Gatte Philip hatte wiederum überwiegend deutsche Vorfahren und sprach auch fließend Deutsch.

Was hat die Queen für die Welt getan? ›

Im Laufe ihrer über sieben Jahrzehnte langen Herrschaft erlebte die Königin die Umwandlung des Britischen Empire zum Commonwealth of Nations. Bei ihrer Thronbesteigung war ihre Rolle als Staatsoberhaupt verschiedener unabhängiger Staaten bereits etabliert.

Hat die Königin von England was zu sagen? ›

Die Königin ist in politischen Fragen sogar zur Neutralität verpflichtet. Die Macht hat das demokratisch gewählte Parlament. Die Hauptaufgabe der Monarchin ist das Repräsentieren. Die Königin empfängt Staatsgäste und hohe Beamte, eröffnet Schulen und Krankenhäuser.

Was waren Queen's letzten Worte? ›

Welche Worte die Monarchin bei ihrer letzten Amtshandlung wählte, hat die Politikerin jetzt verraten. Die letzten sechs Worte der Queen sind Liz Truss ins Gedächtnis gebrannt: „Ich sehe Sie nächste Woche wieder“, habe Elizabeth zu ihr gesagt.

Hatte Elisabeth 1 uneheliche Kinder? ›

Tatsächlich habe Elizabeth I. mehrere uneheliche Kinder gehabt. Eines davon: Edward de Vere, Graf von Oxford, geboren 1548. Unter einigen Shakespeare-Forschern gilt er schon länger als der „echte“ Shakespeare, der seine Stücke unter Pseudonym schrieb.

Hat Königin Elisabeth Deutsch gesprochen? ›

Seine letztes Jahr verstorbene Mutter Queen Elizabeth II. sprach schließlich fließend Französisch, nicht Deutsch. Dafür sprach aber Charles' Vater Philip - er starb 2021 - Deutsch auf Muttersprachen-Niveau.

Welche Deutschen sind mit der Queen verwandt? ›

Queen Elizabeth II. ist das am längsten amtierende Staatsoberhaupt weltweit und nicht nur das, sie hat deutsche Vorfahren. Die Großmutter von Queen Elizabeth war Maria von Teck, die Enkelin von Herzog Alexander von Württemberg. Durch ihre Ehe mit dem späteren britischen König Georg V.

Hat die Queen deutsche Wurzeln? ›

Die Vorfahren der Windsor-Dynastie kamen aus den Häusern Sachsen-Coburg und Gotha, Hessen, Hannover und Preußen. Wenn die Queen nach Deutschland zum Staatsbesuch kommt, ist das also immer auch eine Stippvisite bei Verwandten.

Wann war die Queen unbeliebt? ›

Eine einmalige Verbeugung. Es war Anfang September 1997 und die Queen war so unbeliebt wie noch nie.

Wie heißt die Queen in echt? ›

70 Jahre Königin der Briten: Seit dem 6. Februar 2022 war Elisabeth 70 Jahre britische Königin. Bis zu ihrem Tod am 8. September 2022 war sie damit die am längsten regierende Monarchin der Briten und die Älteste auf dem Thron. Im Alter von 96 Jahren starb Königin Elisabeth II.

Hatte Elisabeth die Erste Kinder? ›

Elisabeth I., oft auch die "jungfräuliche Königin" genannt, hatte keine Kinder. Als unverheiratete und kinderlose Königin hatte sie keine direkten Erben. Dies war eine Quelle von politischen Intrigen und Unsicherheiten während ihrer Herrschaft und hatte bedeutende Auswirkungen auf die Thronfolge.

Was ist der Nachname der Queen? ›

April: Königin Elisabeth II. wird als Prinzessin Elizabeth Alexandra Mary Windsor in London geboren. Sie ist die älteste Tochter von Herzog Albert, dem späteren König Georg VI. (1895-1952) und seiner Frau Elisabeth, geborene Lady Bowes-Lyon (1900-2002).

Hatte England mal eine schwarze Königin? ›

Charlotte sorgt als erste Schwarze Königin für eine Revolution am britischen Königshof. Die Hautfarbe der Königin basiert jedoch nicht auf einer reinen Erfindung von Showrunnerin Shonda Rhimes, sondern auf einer Jahre andauernden Diskussion unter Historikern.

Was man über die Queen wissen muss? ›

10 Fakten zu Queen Elizabeth
  1. Sie feierte zweimal im Jahr Geburtstag. Königin Elizabeth II. ...
  2. Sie ging nie zur Schule. ...
  3. Sie war mit ihrem Ehemann verwandt. ...
  4. Sie hatte einen persönlichen Modedesigner. ...
  5. Ein indischer Diamant auf der Krone. ...
  6. Sie regierte am längsten. ...
  7. Sie brauchte keinen Pass oder Führerschein. ...
  8. Sie liebte Corgis.

War Elisabeth 1 Jungfrau? ›

Am Anfang ihrer Herrschaft äußerte sie, dass sie zufrieden sein werde, als Jungfrau gelebt zu haben und begraben zu werden. Zur Legende Elisabeths trug ihre letzte Ansprache, die Goldene Rede, bei. Seit etwa 1578 wurde sie aus politischen Erwägungen zur „Virgin Queen“ stilisiert, zur jungfräulichen Königin.

Warum war Elisabeth 1 nicht verheiratet? ›

Virgin Queen

Elisabeth ging als jungfräuliche Königin in die Geschichte ein, obwohl es an Heiratskandidaten nicht mangelte. Ihren Oberstallmeister Robert Dudley machte sie zu ihrem Favoriten. Historiker sind sich einig, dass sie ihn allein aus politischen Gründen nicht heiratete.

Warum war Elisabeth 1 so wichtig? ›

Es gelang Elizabeth, die blutigen Religionsstreitigkeiten beizulegen und die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen. Mithilfe ihrer Seehelden Walter Raleigh und Francis Drake begründete sie das britische Empire und errang 1588 einen enormen militärischen Sieg über die zahlenmäßig weit überlegene spanische Armada.

Was hat Queen Elizabeth 1 gemacht? ›

Anfänglich als Dritte in der Thronfolge positioniert, befand sich Elizabeth sich nach dem Tod ihrer Halbschwester Mary 1558 an einem Wendepunkt. Sie wurde die neue Königin.

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